Fantasy / Fiktion · Idas Regal der ausgelesenen Bücher

Rezension | Walter Moers – Der Bücherdrache

Es ist noch gar nicht einmal so lange her, seit der Schriftsteller Walter Moers zu einem meiner Lieblingsautoren wurde und ich Zamonien als meinen liebsten Reiseort auserkoren habe. Mit ‘Die Stadt der träumenden Bücher’ entdeckte ich diese wunderbaren und vor Fantasie und Wortwitz nur so übersprudelnden Bücher, und dann folgten in rasantem Tempo alle Zamonienbücher (diesmal beginnend beim ersten Band, ‘Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär’). Und nun durfte ich mich mit Walter Moers’ neuestem Roman, “Der Bücherdrache”, wieder in ein zamonisches Abenteuer stürzen – aber lest selbst, wie es mir gefallen hat.

 

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W A L T E R    M O E R S    –    D E R    B Ü C H E R D R A C H E
–  Rezensionsexemplar*  –

“Literaturwissenschaftler und Antiquare würden im Ormsumpf den Verstand verlieren, glaub mir! So viel unwiederbringliches Zeug, das unter den Händen zerfällt, es bricht einem das Herz. Es war wie über ein Schlachtfeld zu gehen mit lauter Sterbenden, denen man doch nicht mehr helfen kann.”

Walter Moers | Der Bücherdrache | S. 46

 

Ich habe gequietscht und ich habe vor Freude ein kleines, wildes Tänzchen aufgeführt, als ‘Der Bücherdrache’ endlich ausgepackt vor mir lag. Ich hatte zu diesem Buch gemischte Meinungen gehört, aber wie immer wollte ich mich selbst davon überzeugen, was Herr Moers da in seinem Oberstübchen für eine Geschichte gebraut hat. Also hieß es: ab nach Zamonien!

Wer sich mit Moers’ Büchern ein bisschen auskennt, dem begegnet im Bücherdrachen gleich zu Beginn eine altbekannte Gestalt: der kleine, aufgeweckte Buchling Hildegunst Zwei, dessen Lebensaufgabe es ist, alle Werke vom bekannten Schriftsteller und Abenteurer Hildegunst von Mythenmetz auswendig zu lernen. Und in diesem Buch erzählt er unserem Lieblingslindwurm Mythenmetz seine eigene, aufregende Geschichte – nämlich die, wie er dem sagenumwobenen Bücherdrachen begegnete.

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Trotz dessen, dass es sich beim Bücherdrachen um einen vergleichsweise schmalen Band von knapp 186 Seiten handelt, bekommt der Leser wieder einiges geboten. Zunächst einmal erfährt man in einem unterhaltsam gezeichneten Comic, wie es überhaupt zu dieser Geschichte kam (aaah, ein Traum im Traum im Traum! Herrlich!), ehe man sich Hals über Kopf an der Seite des Buchlings in die Geschichte stürzt. Und die führt geradewegs hinunter in die Katakomben Buchhaims, in dem so allerlei kreucht und fleucht. 

Hinaus geht es also für den noch recht kleinen Buchling Hildegunst Zwei aus der Ledernen Grotte bis hin zu den Ormsümpfen, wo er den Bücherdrachen vermutet. Und Walter Moers gelingt es wieder einmal, die ganze Unterwelt Buchhaims vor dem inneren Auge erstehen zu lassen, mitsamt ihren kuriosen und teilweise auch sehr gefährlichen Kreaturen, Gewächsen und verschiedenen Habitaten. Wieder spielen Bücher eine wichtige Rolle, und in einer Welt, in der sie die Sonne nicht berührt, die Sümpfe ihre Seiten verschlucken und auf ihren Buchdeckeln leuchtende Pilze wachsen, da verändern sich die alten Wälzer und werden zum Schauplatz für die denkwürdige Begegnung von Hildegunst Zwei und Nathaviel, dem Bücherdrachen.

“Stell dir die gewaltigste Bibliothek vor, die du jemals gesehen hast! Eine gut sortierte Universitäts- oder Museumsbibliothek. Regal um Regal vollgestopft mit uralten, kostbaren Schwarten, Ledereinband, Prägung, Goldschnitt, Fadenheftung, Lesebändchen – und diese ganze Bibliothek setzt sich plötzlich in Bewegung. Bekommt Beine. Hat einen Leib. Einen Hals und einen Kopf. Flügel! Dann hast du den Bücherdrachen!” – S. 56

 

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Den Buchling hatte ich ganz schnell ins Herz geschlossen und fieberte mit ihm mit, und ich freute mich unbändig über die Illustrationen, die die Geschichte auf ihre ganz eigene Art erzählen. Gerade nach den letzten zwei Büchern, die von Lydia Rhode illustriert wurden, fühlte es sich dieses Mal an, als würde ich tatsächlich heimkommen nach Zamonien – denn Walter Moers hat den Bücherdrachen selbst großartig illustriert. Auf vielen verschiedenen Seiten beflügeln seine Zeichnungen die Fantasie und sorgen dafür, dass die Geschichte förmlich unter den eigenen Fingern zum Leben erwacht. 

Abgesehen davon wird in diesem Buch geteasert, was das Zeug hält! Ob wir dem Bücherdrachen wohl in einer ganz anderen Geschichte noch einmal wiederbegegnen werden – wer weiß? Wohl nur Walter Moers. Ich jedenfalls bin glücklich, dass mich ‘Der Bücherdrache’ so ungemein gut unterhalten hat und ich mich bald wieder über eine Geschichte freuen darf. Denn das Buch enthält auch eine kleine Leseprobe für ein neues Buch, das wohl in Zukunft erscheinen wird… 

“Du meinst”, sagte er schließlich, “um eine gute Geschichte zu bekommen, muss ich sie einfach nur aufschreiben?”
“Ja und nein”, antwortete ich. “Ja: Du solltest sie aufschreiben. Und nein: Es ist nicht einfach, eine gute Geschichte zu schreiben. Es ist das Schwierigste überhaupt.” – S. 162


Der Bücherdrache ist eine unterhaltsame, witzige und stellenweise sehr tiefsinnige Geschichte, die zum Entdecken und Staunen einlädt und in guter, alter Moers-Manier mit vielen wunderbaren Wortspielereien das Herz eines jeden Sprachverliebten erfreut.

 



*An dieser Stelle vielen herzlichen Dank an den Penguin Verlag und das Bloggerportal für das  mir zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar! 



 

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Elizzy

7 thoughts on “Rezension | Walter Moers – Der Bücherdrache

  1. Hey, ich finde die Bilder in dem Buch echt schön! *_* Hoffe ich kann es auch eines Tages lesen.
    Liebe Grüße, Aurora

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