Fantasy / Fiktion · Idas Regal der ausgelesenen Bücher

Rezension | Walter Moers: RUMO & die Wunder im Dunkeln (2004)

Es gab ein zamonisches Kartenspiel, das er besonders schätzte. Die wichtigste Karte darin, die dem Spiel seinen Namen verlieh, wird Rumo genannt. Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles – wirklich alles – zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen.

Walter Moers | Rumo | S. 39

Da ich mich nach Walter Moers’ Ensel und Krete im absoluten Zamonien-Fieber befand, habe ich mich auf eine zehntägige Reise gemacht. Sie begann in Fhernhachingen, im Heimatort der Fhernhachengeschwister Ensel und Krete, entführte mich auf die Teufelsfelsen und durch unwegsame Regionen, ehe ich mein vorläufiges Ziel fand: Wolperting. Aber ich war nicht alleine dort. Jawohl, man ahnt es schon, ich war in Begleitung des Wolpertingers Rumo von Zamonien unterwegs. Und was wir nicht alles erlebt haben! Man man man, was für ein Trip. Kaum ist man nach langen Strapazen endlich mal dort angekommen wo einen der silberne Faden hingeführt hat und fängt an sich einzuleben, da werden auch schon alle Bewohner Wolpertings entführt und man muss versuchen sie aus der Untenwelt befreien. Und das alles nur, weil man für die Dame seines Herzens ein ganz besonderes Geschenk anfertigen will – so eine Schatulle aus Nurnenholz macht wirklich was her, vorausgesetzt man überlebt einen Ausflug in den Nurnenwald.

Der dritte Zamonien-Band Rumo und die Wunder im Dunkeln hat wieder einmal gezeigt, dass Moers in der brodelnden, dampfenden Küche des Geschichtenerzählens die Créme de la Créme der Handlungen und handelnden Figuren hervorzaubern kann. Aber nicht nur die Geschichte an sich, die einen genauso umhaut wie das stattliche Ausmaß dieses Buches – 700 Seiten! Der Wahnsinn für alle Buchliebhaber, je fülliger desto besser! – ist verteufelt gut gelungen. Auch die Illustrationen und der wirklich tiefschwarze Humor (den man schon in den Vorgängern genießen durfte) sind absolut großartig.

Als Liebhaber für kleinste Details und Spielereien muss ich hier kurz niederknien und eine stehende, nein, eher eine kniende Ovation hinlegen: die Verwendung verschiedener Schriftarten und Schriftgrößen zur Figurenzeichnung und Untermalung der jeweiligen Situationen sowie der Einsatz verschiedenster Topoi aus der Heldenepik haben mein kleines Germanistenherz vor Freude höher schlagen lassen. Ganz wichtigtuerisch habe ich beispielsweise meine Brille auf der Nase nach oben geschoben, und – den Finger auf eine spezielle Stelle des Buches deutend – verkündet: „Aha! Da haben wir es ja! Der Stärkste bekommt die Schönste, und muss aufgrund ihrer Unerreichbarkeit seine eigene Stärke und Tüchtigkeit unter Beweis stellen, indem er sich gefährlichen, haarsträubenden Situationen stellen muss! Der Klassiker unter den heldenepischen Topoi!“ Es war einfach ganz und gar wundervoll, endlich fand das von vielen so verrufene Studium Anwendung.

Abgesehen von solchen Nerd-Anfällen war ich allerdings auch immer wieder hin und weg von den Figuren, die mit ihrer Weisheit glänzten und ab und zu ein „Oh!“ und „Ah!“ der Verzückung hervorriefen. Ich übertreibe möglicherweise ein bisschen, aber am besten ihr – die potentiellen Leser – entscheidet selbst und macht euch auch auf nach Zamonien!

Eine abschließende Weisheit als Wegzehrung für alle, die schon die Wanderstiefel schnüren:

„Wenn nie jemand Licht ins Dunkel bringen würde, dann säßen wir immer noch in Höhlen und würden glauben, daß die Wolken fliegende Gebirge sind.“

Doktor Oztafan Kolibril in RUMO, S. 132

 


Autor:   Walter Moers
Titel:     Rumo und die Wunder im Dunkeln
Reihe:   Zamonien (#3)

Verlag: Piper Verlag
Jahr der Veröffentlichung: 2004
Seiten:   693


 

One thought on “Rezension | Walter Moers: RUMO & die Wunder im Dunkeln (2004)

Leave a comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.