2019 · Idas Leseprojekte

12 Klassiker für 2019 | #12 | Nussknacker und Mausekönig

Auch dieses Jahr lese ich jeden Monat einen Klassiker, den ich zuvor dem entsprechenden Monat zugeordnet habe. Insgesamt sechs englischsprachige und sechs deutschsprachige Klassiker stehen auf der Liste des Klassikerprojekts 2019. Diese Bücher, die schon seit Längerem auf meinem Bücherregal verweilen, wurden im Laufe der Zeit aus verschiedenen Gründen als ‚Klassiker‘ bezeichnet und variieren unter anderem besonders in der Länge, dem Veröffentlichungsjahr und dem Genre.

Nein, ihr habt euch nicht verzählt: kurz vor knapp sind wir beim letzten Klassiker dieses Jahres angekommen! Denn den 11. Klassiker, “The Portrait of a Lady” von Henry James, habe ich nicht beendet. Dafür aber den Dezemberklassiker, der mir die Weihnachtszeit unendlich versüßt hat: “Nussknacker und Mausekönig”, das Märchen von E.T.A. Hoffmann aus dem Jahre 1816.

Nussknacker_08

 

E. T. A.    H O F F M A N N    –    N U S S K N A C K E R    U N D    M A U S E K Ö N I G

“’Ach!’ rief Marie endlich aus, ‘ach, lieber Vater, wem gehört denn der allerliebste kleine Mann dort am Baum?’
‘Der’, antwortete der Vater, ‘der, liebes Kind, soll für euch alle tüchtig arbeiten, er soll euch fein die harten Nüsse aufbeißen, und er gehört Luisen ebensogut als dir und dem Fritz.’”

E.T.A. Hoffmann | Nussknacker und Mausekönig | S. 26

 

In der Weihnachtszeit habe ich trotz Umzugschaos einige Bücher gelesen, die mich so richtig in weihnachtliche Stimmung versetzt haben. So auch der Dezemberklassiker. Hach, was war das für ein schönes Gefühl, sich mit diesem abgegriffenen, zerliebten alten Büchlein einen kurzen Moment der Ruhe zu gönnen, nur um sich an Nussknackers Seite in den Kampf zu stürzen und seine Geschichte einmal aus einer neuen Perspektive zu erleben.

Denn die Geschichte vom Nussknacker und seinem Gegner, dem fiesen Mausekönig, kenne ich schon mein Leben lang – dachte ich zumindest. So oft hatte ich zahlreiche Ballettaufführungen angesehen, der traumhaften Musik von Tschaikowski gelauscht und mir heimlich ausgemalt, ich sei selbst eine kleine Tänzerin im Süßigkeitenland. Und natürlich darf auch der Zeichentrickfilm “Der Nussknackerprinz” in der Weihnachtszeit nicht fehlen – seit meiner Kindheit steht er alljährlich auf dem Programm. Und doch war die Geschichte, die ich so liebe, in ihrem Original ein klein wenig anders als alle Adaptionen, die ich kenne.

Zunächst ist da nämlich Marie, die mit ihrem Bruder Fritz und der älteren Schwester Luise sehnsüchtig das Weihnachtsfest mit seinem prächtig geschmückten Baum und den Geschenken erwartet. Unter den Besuchern des Weihnachtsfestes befindet sich auch der gute alte Pate Droßelmeier, der ein Händchen für Uhrwerke und allerlei ausgetüftelte Basteleien hat. Jedes Jahr überrascht er die Kinder mit einer neuen Kreation, und auch dieses Jahr dürfen sich Marie, Fritz und Luise über etwas ganz besonderes freuen: Eine Spieluhr in Form eines wunderhübschen Schlosses mit kleinen, tanzenden Figürchen und goldenen Türmchen. Und noch etwas findet Marie unter dem Baum: einen Nussknacker. Und schließlich erzählt der Pate Droßelmeier, was es mit dem ulkigen kleinen Mann aus Holz auf sich hat.

Es folgt ein Abenteuer, in dem zu mitternächtlicher Stunde Mäuse gegen Puppen kämpfen und eine Geschichte, in der ein armer Jüngling seine Hilfsbereitschaft gegenüber einer verfluchten Prinzessin bald bereut. Und mitten in all dem Getummel ist die kleine, tapfere Marie, die heimliche Heldin der Stunde.

“Ach, liebe Mutter”, lispelte die kleine Marie, “sind denn nun die häßlichen Mäuse alle fort, und ist denn der gute Nußknacker gerettet?”
“Sprich nicht solch albernes Zeug, liebe Marie”, erwiderte die Mutter, “was haben die Mäuse mit dem Nußknacker zu tun?” – S. 70

Doch halt – falls ihr das Märchen vom Nussknacker so wie ich nur dank der zahlreichen Adaptionen kennt, werdet ihr euch sicher schon längst gefragt haben: aber wer ist denn diese Marie? Heißt das Mädchen an der Seite des Nussknackers denn nicht Clara, so wie die Protagonistin in jeder Nussknacker-Aufführung, in jedem Film und in jedem Hörspiel? Ich schätze mal, das liegt daran, dass die Figur der Marie auf einem wirklichen Mädchen namens Clara beruht, der Tochter eines Freundes von E.T.A. Hoffmann. Auch wenn es so manches gibt, das im Original ganz anders ist als in den Adaptionen, habe ich die Geschichte sehr genossen. Sie hat mich entführt in eine Welt aus Marzipanschlössern und Königreiche voll kurioser Sitten und Gepflogenheiten und mich dazu bewogen, mir zum vierhundertsten Male anzusehen, wie die Zuckerfee über die Tanzfläche schwebt und tanzende Kinder um einen auf der Bühne aufgestellten Weihnachtsbaum wirbeln.

Das liebenswerte Märchen in dem Büchlein, das sich schon seit einer ganzen Weile in Besitz meiner Familie befindet, ist gespickt mit kleinen Illustrationen und man verfällt tatsächlich in kindliches Staunen, wenn man sich Seite für Seite durch die Geschichte blättert. Jedem, der den Nussknacker bereits in sein Herz geschlossen hat, möchte ich E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen ans Herz legen. Es ist magisch und unterhaltsam und stimmt ganz wunderbar auf Weihnachten ein. Und ich finde, ein bisschen Weihnachten kurz vor Silvester ist durchaus vertretbar.

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An dieser Stelle möchte ich euch von ganzem Herzen einen guten Rutsch ins neue Jahr, Glück und vor allem viel Gesundheit wünschen! Auch wenn es gegen Ende dieses Jahres sehr ruhig geworden ist auf diesem Blog, hoffe ich, dass wir uns nächstes Jahr wieder lesen. Der Umzug hat mir einiges abverlangt, und ich habe das Bloggen und das Stöbern auf anderen Blogs schmerzlich vermisst. Aber das neue Jahr steht vor der Tür und damit wieder mehr Zeit für das Bloggen und all die anderen Blogger, Leseratten, Abenteurer, die ich bisher kennenlernen durfte und ins Herz geschlossen habe. 

Macht’s gut, passt auf euch auf, ihr Lieben!
Auf ein neues, wunderbares Jahr!

Eure Ida 

♥️

 



Angaben zum Dezember-Klassiker:
Autor:
      E.T.A. Hoffmann

Titel:         Nussknacker und Mausekönig
Verlag:     Verlag der Nation, Berlin
Jahr der Veröffentlichung:  1816 [diese Auflage: 1985]
Seiten:     107
Genre:     [Klassiker | Novelle]



 

Übersicht der 12 Klassiker im Jahr 2019:

Januar:            Aldous Huxley – Brave New World
Februar:          Hermann Hesse – Siddhartha
März:               Margaret Atwood – The Handmaid’s Tale
April:               Stefan Zweig – Sternstunden der Menschheit
Mai:                 Charles Dickens – Great Expectations
Juni:                 Theodor Fontane – Irrungen, Wirrungen
Juli:                  Jules Verne – Around the World in Eighty Days
August:           Max Frisch – Homo Faber
September:    Bill Bryson – A Short History of Everything
Oktober:         Thomas Mann – Mario und der Zauberer
November:     Henry James – The Portrait of a Lady [abgebrochen]
Dezember:      E.T.A. Hoffmann – Nussknacker und Mausekönig

3 thoughts on “12 Klassiker für 2019 | #12 | Nussknacker und Mausekönig

  1. Hach, meine liebste Ida!
    Ich bin sehr, sehr traurig, dass ich dieses Jahr nicht zum zum Nussknacker in geschriebener Form kam – dabei hatte ich es mir doch fest vorgenommen! Aber umso schöner, dass dir die Geschichte o außerordentlich gut gefallen hat ❤︎ Ich war beim erstmaligen Lesen übrigens auch sehr überrascht über Claras ursprünglichen Namen, denn mit dem Nussknackerprinzen in Zeichentrickvariante bin ich ebenso groß geworden, und kenne Clara eigentlich nur als Clara. 😀

    Komm gut ins neue Jahr! ❤︎

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    1. Liebste Gabriela,
      ohje – aber dafür kannst du dich dann noch mehr auf die nächste Weihnachtszeit freuen, wenn dich der Nussknacker in Buchform erwarten wird! ❤
      Der Film "Der Nussknackerprinz" ist einfach allerliebst. :') Auch wenn Marie dann Clara heißt… :'D

      Einen tollen Start ins neue Jahr wünsche ich dir! ❤

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