Idas Regal der ausgelesenen Bücher · Krimi

Rezension | Flavia de Luce: Vorhang auf für eine Leiche

Der Oktober ist endlich da, und mit ihm unheimliche Nebelschwaden und gemütliche Abende, die man mit gruseligen Geschichten verbringt. In ihnen liest man von Hexen, Monstern, von Mord und Totschlag, oder man kramt sämtliche Filme, Serien und Bücher hervor, die irgendetwas mit Zauberei, Geistern, unheimlichen Schlössern und mysteriösem Spuk zu tun haben. Die Zeit vor Halloween ist für mich immer etwas ganz besonderes, und deshalb stelle ich euch in den nächsten Oktoberwochen ein paar Bücher vor, die ich schon längst hätte rezensieren sollen und die sich hervorragend für ein paar schaurig-schöne Lesestunden eignen. Lasset das wohlige Gruseln beginnen… 

Flavia4_02

 

A L A N    B R A D L E Y    –    F L A V I A    D E    L U C E    4
V o r h a n g    a u f    f ü r    e i n e    L e i c h e

Mir ging das Herz erst dann so richtig auf, als ich zum ersten Mal ein simples, aber recht nützliches Gift herstellte, indem ich die dicke Schicht Grünspan von dem kupfernen Schwimmer in einem unserer Toilettenspülkästen aus dem 19. Jahrhundert abkratzte.

Alan Bradley | Vorhang auf für eine Leiche | S. 13

 

Nachdem ich euch letzte Woche die Geschichte über die ‘Prophezeiung der Hawkweed’ für die gespenstischste Zeit des Jahres empfohlen habe, nehme ich euch heute endlich wieder mit nach Buckshaw! Und ratet mal, wer da durch die kühlen Zimmer und Hallen des herrschaftlichen Anwesens der de Luces geistert und wieder einen Mordfall aufzuklären gedenkt? Genau, es ist ist Flavia de Luce, Giftmischerin und Detektivin par excellence.

Im vierten Band der Reihe von Alan Bradley sieht sich Flavias Vater, Haviland de Luce, mit einem riesigen Problem konfrontiert: die finanziellen Mittel sind nicht mehr das, was sie mal waren, das gute Silberzeug wurde bereits verscherbelt, und nun muss er sich damit begnügen, die Pforten von Buckshaw einer Filmcrew zu öffnen. Als sich dann bei einer Aufführung im Heim der de Luces auch noch das gesamte Dorf versammelt und  alle über ein paar Tage eingeschneit werden, ist es nur eine Frage der Zeit, ehe Flavia auf die erste Leiche stößt.

“In meinem elfjährigen Leben habe ich schon etliche Leichen gesehen. Jede war auf ihre eigene Art interessant gewesen, und diese hier bildete keine Ausnahme.” – S. 152

Wie die Bände davor lässt sich auch “Vorhang auf für eine Leiche” einzeln und außerhalb der vorgegebenen Reihenfolge lesen, aber ich finde, wenn man das Vorwissen der drei Vorgänger hat, wird man mit dem einen oder anderen Hinweis auf vorherige Geschehnisse belohnt. Auch wenn wir dieses Mal wenig vom Dorf Bishop’s Lacey mitbekommen, so lüftet sich ein kleiner Zipfel des Schleiers der geheimnisvollen Familiengeschichte der de Luces. Zumal ich in diesem Band zum ersten Mal für die schwesterlichen Bande ein klein wenig Hoffnung schöpfen konnte! Denn wer schon einmal das Vergnügen hatte, in Buckshaw zu verweilen und Flavia bei ihren Detektivarbeiten nachzugehen, der weiß, was für Gewitterziegen ihre beiden Schwestern Feely und Daphne sein können.

Da die Handlung dieses Mal während der Weihnachtszeit spielt, eignet sich das Buch natürlich hervorragend für die kältere Jahreszeit. Dank der atmosphärischen Beschreibungen, die typisch für Alan Bradleys Schreibstil sind, ist es aber auch der perfekte Lesestoff für eine stürmische Oktobernacht, wenn die Zweige wie Klauen an den Fenstern kratzen, der Wind grausig heult und der Tee wohlig dampfend neben einem steht.

“Nasskalte Nebelranken erhoben sich vom Eis wie gepeinigte Seelen, die ihre leibliche Hülle verließen. Die kalte Luft hatte sich in einen trüben, wabernden Dunst verwandelt. Ich sauste in dem langen Korridor auf und ab, und das Kratzen meiner silbernen Schlittschuhkufen klang wie das trostlose Geräusch, das entsteht, wenn ein Metzger hingebungsvoll seine Messer schleift.” – S. 9

Mit “Vorhang auf für eine Leiche” ist Alan Bradley ein Flavia-Krimi gelungen, der seinen Vorgängern in schwarzem Humor und feinsinnigem Gespür für eine schaurig-schöne Atmosphäre in nichts nachsteht. Hier steht weniger der Mord im Vordergrund als das uralte Schweigen um ein verzwicktes Familiengeheimnis – und es war wie immer ein großartiges Lesevergnügen!



Autor:    Alan Bradley
Titel:      Flavia De Luce: Vorhang auf für eine Leiche
Reihe:    Flavia De Luce, #4
Verlag:  Blanvalet
Jahr:      2013
Seiten:    313
[Genre:  Krimi | Historische Fiktion | Mystery Thriller]



Die Reihe besteht momentan aus insgesamt 9 Bänden:

  1. Flavia De Luce:  Mord im Gurkenbeet (The Sweetness at the Bottom of the Pie)
  2. Flavia De Luce: Mord ist kein Kinderspiel (The Weed That Strings the Hangman’s Bag)
  3. Flavia De Luce: Halunken, Tod und Teufel (A Red Herring Without Mustard)
  4. Flavia De Luce:  Vorhang auf für eine Leiche (I Am Half-Sick of Shadows)
  5. Flavia De Luce: Schlussakkord für einen Mord (Speaking from Among the Bones)
  6. Flavia De Luce: Tote Vögel singen nicht (The Dead in Their Vaulted Arches)
    6. 5 Flavia De Luce: Das Geheimnis des kupferroten Toten (The Curious Case of the Copper Corpse)
  7. Flavia De Luce: Eine Leiche wirbelt Staub auf (As Chimney Sweepers Come to Dust)
  8. Flavia De Luce: Mord ist nicht das letzte Wort (Thrice the Brinded Cat Hath Mew’d)
  9. Flavia De Luce: Der Tod sitzt mit im Boot (The Grave’s a Fine and Private Place)
  10. Flavia De Luce: The Golden Tresses of the Dead [Erscheint 2019]

8 thoughts on “Rezension | Flavia de Luce: Vorhang auf für eine Leiche

  1. Ich kann es nur immer wieder sagen: Ein Herz für die fabelhafte Flavia! ♥
    Ein so wundervoller Wohlfühlkrimi, dass man sich direkt tief in den (leider gar nicht vorhandenen) Ohrensessel vergraben möchte, um nie Buckshaw verlassen zu müssen. Im übrigen hege ich auch immer wieder aufkommende Hoffnungen für die Verbindung der drei Schwestern, und hoffe inständig, dass sie sich irgendwann lieb haben mögen.

    Komm gut durch den Dienstag! ♥

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    1. Ich stimme dir voll und ganz zu! ❤ Da fällt mir ein: so ein Weihnachtsausflug nach Buckshaw – das wär's doch! Ich werde die Hoffnung nie aufgeben, dass sich hinter dieser ganzen bitterbösen Fassade der Schwestern noch eine tiefe Schwesternliebe verbirgt! 😀 Und… sie haben ja noch rund 5 Bücher, um das auf die Reihe zu bekommen… 😀

      Hab' einen richtig schönen Dienstag! ❤

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      1. Wenn das mal keine Aussichten sind. 😀 Vllt ja, wenn sich das alte Familiengeheimnis lüftet, um die verschwundene Mutter, vielleicht, ja vielleicht sind die beiden älteren Schwestern dann nicht mehr ganz so grizzlig.

        PS: Ich wäre voll dabei bei diesem Ausflug! ♥

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      2. Ich kann es nur hoffen! Flavia kann liebe Menschen echt ganz gut brauchen :’D

        Aaalso… ich hab in meinem Kopf tatsächlich schon heimlich eine Schlittenfahrt dorthin geplant. 😀 ❤

        Liked by 1 person

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